Elemente

Interview mit der AG

Was bedeutet Kundalini Yoga für dich in Bezug zu Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther …

Bevor ich mit dem Kundalini Yoga begann war ich sehr luftig, flattrig und wechselhaft. Das Gefühl am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein, kannte ich nur zu gut.

Mit der Praxis, der bewussten Wahrnehmung der vertikalen Ausrichtung, dem Verbinden von Himmel und Erde in mir, stellte sich ein Gefühl von Stabilität, ein Gefühl von „Ich bin sicher“ hier auf diesem Planeten und auch ein Gefühl von willkommen sein in diesem Leben, in mir ein. Wenn ich mich durch das Erdelement getragen und gehalten fühle und gleichzeitig mich vom Himmel berühren lasse, kann ich gelassen und im vollen Vertrauen durchs Leben wandern. 

Wenn ich diese Verbundenheit manchmal nicht spüre beginne ich lang und tief zu atmen und stelle mir vor über die Fußsohlen erdiges Prana in mich einzuatmen-  bis zur Krone meines Kopfes lasse ich mich davon fluten. Um im Erdkontakt zu bleiben habe ich mir angewöhnt nach jeder Übung in meiner Übungspraxis Mulbandh, die Wurzelschleuse zu ziehen. 

Die Erde ist meine Mutter, die Quelle aller Schöpfung, sie ist Schönheit und Licht und alles wandelnde Dunkelheit entspringt aus ihrem heiligen Schoßraum. 

Erde

Like a calm lake – my mind is still
I feel all nature and dwell in thy will

Kundalini Yoga und das Element Wasser, was bedeutet es für mich?
Wasser ist die Quelle allen Lebens, die Voraussetzung allen irdischen Lebens. Sowie die Flüsse die Landschaft gestalten, so hat Kundalini Yoga mein Leben beeinflusst. Mit Geduld bahnt sich das Wasser seinen Weg durch Hindernisse, mal ganz sanft, mal heftig und mit Gewalt. Immer wenn ich auf den Fluss vertraut habe, war mein Leben im Flow. Nicht das es auch ein paar Stromschnellen auch mal gehörig durcheinandergewirbelt hätten. Mit dem Üben des Kundalini Yoga habe ich meine Kreativität, aber auch meinen physischen Körper immer wieder in Schwingung gebracht. Wenn meine Gedankenflut zu chaotisch wird, hilft mir die Situation mit Abstand zu betrachten, die Situation zu akzeptieren, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und mich dem Fluss anzuvertrauen. Mit Sat Nam Rasayan habe ich den Genuss des Kontemplierens gelernt, einfach dem Fließen des Wassers in einem Fluss zusehen oder die Stille eines Sees genießen. Und damit an die Unendlichkeit, die Lebenskraft, die Erneuerung und die Reinigende Wirkung des Wassers erinnert zu werden. Und letztlich das Vertrauen, dass am Ende alles wieder in Einklang des Flusses ist.
Wasser leitet Schall. Da wir Menschen zu 70% aus Wasser bestehen, können wir als Resonanzkörper unserer Stimme betrachtet werden. Chanten von Mantras versetzt uns und unsere Zellen in Schwingung, wie ein Tropfen, der eine Welle in Bewegung setzt. Daher können wir durch entsprechende Klänge, Töne und Worte eine neue Harmonie im Körper und Geist erzeugen.
Um negative Gedankenflut in mir zu unterbrechen, chante ich solange ein Mantra, bis meine Gedanken wieder zur Ruhe kommen und ich wieder im Fluss bin.

Wasser

Vom leisen Glimmen bis zum Waldbrand: Feuer kann wärmen, leuchten & wohlig sein, genauso können Flammen alles verschlingen.

Feuer stärkt meinen Willen, mein Ich, den kreativen Ausdruck meines menschlichen Wesens. Es hilft mir beim Grenzen setzen, dafür braucht es manchmal sogar Wut-Glut, je nachdem, wer einem da beharrlich zu nahe treten will. Wenn ich merke, das ich dabei bin, mich unstimmigen Vorstellungen anderer unter zu ordnen, beginne ich, täglich eine Nabhi Kriya zu üben. Um die kraftvolle Mitte meines individuellen Wesens wieder zu spüren.

Feuer reinigt, klärt & transformiert, lässt Überkommene Anteile in Rauch aufgehen. Es gibt mir den Mut, mich zu konfrontieren, mich fallen zu lassen, Eins mit dem Feuer zu werden. Erleuchtet nach und nach alle Ecken und Winkel des Daseins, bis schließlich nur noch Licht im Licht bleibt.

feuer

Das Element Luft ist im Herzchakra verortet. Es ist leicht, bewegt, flüchtig, schafft Verbindung und Freiraum. Es ist der Blick vom ich, hin zum Du. Zum Element Luft gehört das Prana, Deine Lebensenergie, auch Dein Geist und die Gedanken.

Luft braucht Halt. Sonst treibt sie ziellos herum.
Das habe ich erlebt als Unstetigkeit, nicht lange an einer Sache dranbleiben können oder wollen. Verbindung im Außen suchend anstatt in mir zu finden. Gedanken in ewigen Kreisen drehend, mich vereinnahmend und beherrschend.

Zum Luftigen gehört auch die Begeisterung für Konzepte und Theorien. Die des Kundalini Yogas haben mich brennend interessiert, sie sind quasi von alleine in meinen Kopf geweht und haben sich dort verankert. Sie geben mir den Freiraum mein Erleben einzuordnen und wertfrei zu betrachten. Ich denke nicht, „schon wieder sitze ich in diesen negativen Gedankenspiralen, das ist schlecht, warum gelingt es mir nicht das zu lassen“ sondern, „ich habe gerade zu wenig Prana meinen Geist zu lenken, ich sollte mich stärken“.
Da Prana flüchtig ist, braucht es Ojas (die Körpersäfte) um gehalten zu werden. Ojas werden in den unteren drei Chakren gebildet. Diese gehören zu den Elementen Erde, Wasser und Feuer. In ihnen findet die Luft ihren Halt.

Seit Jahren gehören Bauch und Beinübungen (stärken die Ojas) und Pranayama (stärken das Prana) zu meiner täglichen Yogapraxis. Genauso ein regelmäßiger Tag Nacht Rhythmus mit genug Schlaf, kleine Zwischenentspannungen unter Tags und viel Zeit in der Natur.
Damit hat mein Prana guten Halt und ich erkenne sein Absinken sehr früh. Das bedeutet, dass ich die Gedankenkreise vor dem Entstehen bemerken und stoppen kann. Unangenehme Gedanken/Gefühle zuerst einmal bewusst wahrnehme und dann wieder in eine gesunde Richtung lenke. Ich muss nicht mehr soweit einsteigen, dass die Gedanken mich beherrschen und leiten. Es wird mir möglich, zu hinterfragen, ob der Gedanke überhaupt der Wahrheit entspricht. Alte Muster enttarnen sich und werden gelöst.
Wenn es mal nicht funktioniert, dann hilft mir „Wah he guru“ (schnell, quasi im Stakkato, gedacht, bis ich es vergesse zu denken), oder auch das Singen des Mantras „Akhan Jor“.

Genauso wichtig wie Prana und Ojas aufzubauen, ist es, sie nicht zu verschwenden. Beides geht dir verloren über Schlafmangel, schlechte Ernährung, aber auch durch Emotionen, Aufregung, negatives Reden und Denken, sogar wenn Du jemandem zuhörst der negativ Spricht.

Sabine Charan Kaur

Luft

«Meine Grundenergie ist Äther. Da ist es manchmal ein großes Lernen, wie das auf dieser Welt geht, mit anderen, mit den Fragen konfrontiert, warum bekriegen sich Menschen, warum lehnen sie meine hohe Energie ab, warum sind sie gierig, machthungrig und so abgelenkt von dem wahren Sein. Das klingt arrogant. Dennoch ist es so: Zeitlebens bin ich schon spürbar an die göttliche Kraft angedockt. Ich spüre genau, wenn etwas für mich stimmig ist, welchen Schritt ich als nächstes gehe. Als «Hoch-Gspürige» ist es für mich leicht, mich mit der göttlichen Cloud zu verbinden, die Weisheit dort «abzuholen» und tief zu wissen, was der Dinge wahrer Grund ist. Das ist für viele Menschen sehr schwer vorstellbar. Natürlich gibt es in meinem Leben immer wieder schwierige, menschelnde Situationen. Es ist nicht immer alles leicht, auch wenn es manchmal nach außen hin so scheint. Die Weisheit des Universums schwingt fortwährend in mir, und ich stelle mir die Frage, wie ich den nächsten Schritt gehen kann, so dass mich andere auch verstehen, ich sie und mich in meinem irdischen Dasein nicht überfordere.»

Akash ist der Raum, der Äther, der alle Elemente miteinander verbindet. In der feinstofflichen, subtilen Welt sind alle Wesen eins. Sie wissen, dass sie reines Bewusstsein sind; und somit gibt es keine Blockaden, Hindernisse und Polaritäten mehr. Unsere höhere Identität, unsere Seele wird im Äther, in diesem «Geist-Raum», reflektiert.

Das Element «Äther» steht für Weisheit, Überblick, den tieferen Sinn hinter den Dingen, so wie für Vision, für Kommunikation nach innen, für Durchlässigkeit für die göttliche Führung. Auch für Omnipräsenz, Raum des Seins und grenzenlose, wertfreie Wahrnehmung.

Der Äther hat keine Schwingung und ist deswegen «Leere». Das Vakuum, das es für uns Menschen braucht, damit wir wieder mit unserer wahren Essenz in Verbindung kommen und die göttliche Kraft wieder spüren können. Der Äther ist Träger des Klangs und Medium für jede Kommunikation und persönlichen Ausdruck. Körperlich hat das Äther-Element seinen Sitz im Kehlchakra und strahlt von dort in die Aura.

Im Yoga kannst Du den Äther in jeder Dehnung, in jeder Öffnung Deines Körpers spüren und das Element Äther in Dir stärken; denn Äther ist der Raum zwischen den Dingen.

Text: Sabine Jagat Prakash

Äther